Seit vielen Jahren geisterte die Idee durch Guillermo del Toros Kopf – nun wird sie endlich Realität. Der preisgekrönte Regisseur, der mit „Pans Labyrinth“ und „The Shape of Water“ Filmgeschichte schrieb, wagt sich an eine Neuinterpretation des legendären Frankenstein-Stoffs. Aber nicht irgendwie: Er will nichts weniger als das emotionale Herzstück von Mary Shelleys Klassiker neu freilegen.

Dunkle Visionen und ein ewiger Traum
Gedreht wurde unter anderem im nebligen Hochland Schottlands und in abgelegenen Regionen Kanadas – Schauplätze, die wie gemacht scheinen für das Zusammenspiel aus Naturgewalt, Tragik und wissenschaftlichem Größenwahn. Schon der erste Trailer, präsentiert beim Netflix-Tudum-Event, zeigt Bilder, die wirken wie aus einem düsteren Ölgemälde: flackernde Blitze, fieberhafte Laborarbeit und eine Atmosphäre voller schwer greifbarer Sehnsucht.

Oscar Isaac übernimmt die Rolle des besessenen Forschers Victor Frankenstein – eine Besetzung, die nicht nur wegen seiner darstellerischen Bandbreite für Aufsehen sorgt. An seiner Seite: Jacob Elordi als die erschaffene Kreatur, die zwischen monströser Präsenz und stiller Verletzlichkeit pendelt. Ursprünglich sollte Andrew Garfield diese Rolle spielen, doch Terminschwierigkeiten verhinderten das.
Der Film, so betont del Toro immer wieder, rückt weniger das Grauen als vielmehr die existenziellen Fragen in den Vordergrund. Was macht uns menschlich? Und was passiert, wenn wir Schöpfung und Verantwortung aus dem Gleichgewicht bringen? Genau hier setzt seine Interpretation an – zwischen Wahnsinn und Mitgefühl.
Frankenstein auf Netflix: Gänsehaut trifft Gefühl
Im November 2025 soll es soweit sein: Dann startet del Toros „Frankenstein“ exklusiv bei Netflix – rund vier Jahrzehnte nach der ursprünglichen Geschichte angesiedelt, mit neuen Konflikten und vertrauten Motiven. Eine zentrale Figur ist dabei Dr. Pretorius, gespielt von Christoph Waltz, der versucht, das Werk seines Vorgängers fortzuführen – mit fatalen Folgen.
Besonders im Fokus steht die Kreatur, deren Darstellung bereits im Trailer für Staunen sorgte. Elordis Spiel gilt als intensiv, fast schmerzlich ehrlich. In Interviews verriet del Toro, dass er Teile seiner eigenen Biografie in die Figur einfließen ließ – was dem Film eine sehr persönliche Note verleiht und für neue Tiefe sorgt.
Komponist Alexandre Desplat steuert die Musik bei, die zwischen zarter Melancholie und dramatischer Wucht changiert. Bild und Ton verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk, das nicht nur Horrorfans in seinen Bann ziehen dürfte, sondern auch Liebhaber von anspruchsvoller Kinokunst.
Del Toros „Frankenstein“ ist keine gewöhnliche Neuverfilmung – es ist ein leidenschaftliches Statement über das Menschsein selbst. Und es dürfte Netflix endlich wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz bringen.