Alte Legenden, neue Missionen: Ein Marvel-Abenteuer der anderen Art
Die Marvel-Welt bekommt heute Zuwachs – und zwar in einer ganz besonderen Form. Mit „Eyes of Wakanda“ startet auf Disney+ ein neues Kapitel rund um das sagenumwobene Königreich Wakanda. Doch diesmal stehen nicht Superhelden im Rampenlicht, sondern eine andere, lange übersehene Seite der Nation, die einst T’Challa hervorgebracht hat.
Bereits der erste Eindruck zeigt: Hier wird nicht auf große Blockbuster-Action gesetzt, sondern auf stilistisch mutige Animation und eine erzählerisch ungewohnte Perspektive. In der neuen Serie folgen Zuschauer mehreren Kriegern aus Wakanda, die mit einem heiklen Auftrag durch die Welt reisen: Sie müssen verlorene Vibranium-Artefakte aufspüren und sicher zurück in ihr Heimatland bringen.

Die Episoden, die vorerst auf vier Folgen beschränkt sind, wirken dabei wie eine Mischung aus Jagdthriller, Spionagegeschichte und Historien-Epos – eingebettet in den größeren Marvel-Kanon. Obwohl das Königreich Wakanda in den Filmen stets durch seine technologische Überlegenheit und moralische Stärke beeindruckte, stellt die Serie nun auch unbequeme Fragen: Wie weit ging man, um all das zu schützen?
Doch das ist nur die Oberfläche. Die Macher hinter der Serie – darunter Ryan Coogler, Peter Nicks und Komponist Ludwig Göransson – haben noch deutlich mehr vor. Das neue Format soll nicht nur eine Lücke im Marvel-Universum füllen, sondern auch mit der bisherigen Darstellung von Wakanda brechen. Denn die Missionen der Krieger verlaufen alles andere als glorreich.
Wer wirklich für Wakandas Reichtum kämpfte – und wie hoch der Preis war
Erst im zweiten Teil der Serie wird deutlich, worum es wirklich geht. „Eyes of Wakanda“ erzählt von Menschen, die für ihr Land töten mussten, bevor es überhaupt zum Symbol für Fortschritt und Frieden werden konnte. Die Serie zeigt, dass das wertvolle Vibranium nie nur ein Rohstoff war. Sondern der Grund für viele blutige Auseinandersetzungen, die außerhalb der offiziellen Geschichte stattfanden.
Wakandas sagenhafter Wohlstand hatte seinen Preis. In jeder Folge rücken die individuellen Schicksale jener Krieger in den Vordergrund, die oft ihr Leben riskierten, um die geheime Machtquelle ihrer Nation zu schützen. Dabei stößt die Serie auch auf moralische Grauzonen: Ist es Heldentum, was hier geschieht – oder vertuschter Imperialismus?
Dass Ryan Coogler als kreativer Kopf auch bei dieser Produktion mitmischt, merkt man deutlich. Bereits in Black Panther und Ironheart setzte er auf komplexe Charaktere und politische Untertöne. Auch Eyes of Wakanda ist kein reines Action-Spektakel, sondern erzählt davon, wie Schutz zur Waffe und Loyalität zur Last werden kann.
Disney+ und Marvel schlagen mit dieser Serie einen überraschend düsteren Ton an – und das mit nur vier Episoden. Doch gerade diese Kürze könnte Eyes of Wakanda zu einem echten Geheimtipp machen: kompakt, intensiv und mutig anders. Wer also dachte, über Wakanda bereits alles zu wissen, wird hier eines Besseren belehrt.
