Seit dem 2. November ist die Welt um eine Netflix-Miniserie reicher: „Alles Licht, das wir nicht sehen“. Acht Tage sind vergangen, und die sozialen Medien sind bereits überschwemmt mit Meinungen – von hymnischem Lob bis hin zu skeptischer Kritik. Aber was steckt wirklich hinter dem Titel, der so viel verspricht und doch so rätselhaft bleibt?
Eine neue Perspektive auf alte Narben
Die Serie, die auf Anthony Doerrs gefeiertem Roman basiert, wagt es, die ausgetretenen Pfade des historischen Dramas zu verlassen. Sie konfrontiert uns mit einer blinden Protagonistin und einem deutschen Soldaten, deren Leben sich in den Wirren des Krieges verweben. Doch während die Serie zweifellos eine visuell beeindruckende Darstellung des besetzten Frankreichs bietet, muss sie sich der Frage stellen, ob sie die Tiefe des Romans einfangen kann.
Technik und Menschlichkeit im Zwiespalt
„Alles Licht, das wir nicht sehen“ ist nicht nur ein Titel, sondern auch ein Leitmotiv. Die Serie beleuchtet die Doppelnatur der Technologie – als Mittel zur Aufklärung und als Instrument des Krieges. Die Radiotechnik, die den jungen Werner aus den Fängen der Armut hebt, wird zum Werkzeug der Nazis. Hier zeigt die Serie ihre Stärke: Sie schafft es, die Ambivalenz der menschlichen Erfindungsgabe darzustellen, ohne in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen.
Zwischen den Zeilen der Geschichte
Die Serie verspricht, mehr als nur eine weitere Erzählung über den Zweiten Weltkrieg zu sein. Sie möchte uns die Augen öffnen für die Geschichten, die im Dunkeln liegen – die des Widerstands, der Hoffnung und der unbeugsamen Menschlichkeit. Doch bleibt die Frage, ob die Serie die emotionale Wucht des Originalwerks transportieren kann oder ob sie in der Flut der Kriegsdramen auf Netflix untergeht.
„Alles Licht, das wir nicht sehen“ ist ein ambitioniertes Projekt, das mit einer Mischung aus historischer Genauigkeit und dramatischer Freiheit spielt. Es ist ein Versuch, das junge Publikum für die Schrecken und die Schönheit der Vergangenheit zu sensibilisieren. Ob die Serie jedoch als Meisterwerk in die Annalen von Netflix eingehen wird oder als wohlmeinender, aber letztlich vergessener Versuch, bleibt abzuwarten. Eines ist sicher: Sie hat bereits jetzt die Diskussion angeregt und könnte damit ihren Zweck erfüllt haben.
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