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„Niemand war sicher in der Toskana“ – Netflix rollt Italiens berüchtigtste Mordserie in „Das Monster von Florenz“neu auf

24. Okt. 2025
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„Das Monster von Florenz“ – Wenn die Idylle blutig wird

Zypressen, Weinberge, flirrende Sommernächte – und ein Mörder, der ganze Generationen in Angst versetzt. Zwischen 1968 und 1985 tötete das sogenannte „Monster von Florenz“ acht Paare in den Hügeln rund um die Stadt. Die Opfer, meist junge Liebende, suchten Abgeschiedenheit in ihren Autos – und fanden den Tod. Noch heute ist unklar, wer hinter den grausamen Doppelmorden steckte.

Netflix widmet diesem düsteren Kapitel der italienischen Kriminalgeschichte nun eine vierteilige Serie. Regisseur Stefano Sollima, bekannt für „ZeroZeroZero“ und „ACAB“, taucht tief ein in die Widersprüche des ländlichen Italien: Schönheit und Brutalität, Tradition und Gewalt, Ehre und Scham. Er erzählt nicht nur einen Kriminalfall, sondern ein ganzes Land im Umbruch.

Die Serie setzt beim Mord an der jungen Barbara Locci an, der lange Zeit als Eifersuchtsdrama abgetan wurde. Doch bald zeigt sich, dass hinter dieser Tat mehr steckt – ein Muster aus Hass, Angst und gesellschaftlicher Enge, das Jahrzehnte später als Teil der Mordserie wieder auftaucht.


Zwischen Wahrheit und Wahn – Die düstere Seele Italiens

„Das Monster von Florenz“ ist kein klassischer True-Crime-Thriller, sondern eine Zeitreise in die Abgründe einer Nation. Sollima zeichnet ein bedrückendes Bild einer Gesellschaft, in der patriarchale Strukturen, Homophobie und familiäre Gewalt tief verwurzelt sind. „Wir wollten zeigen, dass die Morde auch ein Spiegel ihrer Zeit waren“, erklärt Sollima in einem Interview mit der taz.

Der Täter bleibt wie in der Realität im Dunkeln. Dafür beleuchtet die Serie, wie Polizei, Presse und Bevölkerung über Jahrzehnte hinweg zwischen Vorurteilen und Verzweiflung taumelten. Selbst die Waffe – eine nie gefundene Beretta – wird zum Symbol für die italienische Ohnmacht, sich den eigenen Schatten zu stellen.

Am Ende steht kein Abschluss, sondern ein Cliffhanger. Denn das wahre Monster, so lässt Sollima durchblicken, könnte längst nicht mehr unter uns – sondern in uns sein. Eine zweite Staffel scheint unausweichlich.

 
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