Ethan Coen ohne seinen Bruder Joel? Für viele Filmfans kaum vorstellbar, schließlich haben die Coen-Brüder zusammen einige der größten Kino-Meilensteine der letzten Jahrzehnte geschaffen – von „Fargo“ bis „No Country for Old Men“. Doch mit „Drive-Away Dolls“ wagt sich Ethan erstmals allein auf den Regiestuhl und die große Leinwand. Ob er dabei auch ohne seinen Bruder den Nerv trifft? Nun, die Meinungen sind geteilt. Fest steht aber: Das Ergebnis ist eine wilde und oft sehr unterhaltsame Fahrt, die ab dem 10. Oktober auf Sky zu sehen ist.
Zwei Freundinnen, ein Koffer und jede Menge Chaos
Im Zentrum der Geschichte stehen Jamie und Marian – zwei Frauen, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Jamie, die sich von einer gescheiterten Beziehung erholt, ist laut, frei und chaotisch. Marian, ihre stille und schüchterne Freundin, stellt das ruhige Gegenstück dar. Gemeinsam begeben sich die beiden auf einen Roadtrip, der ihnen vor allem eines bringen soll: einen Neuanfang. Doch schon bald nehmen die Dinge eine gefährliche Wendung, als sie durch eine Verwechslung in den Besitz eines Mietwagens mit äußerst fragwürdigem Kofferrauminhalt geraten.
Was folgt, ist ein aberwitziges Abenteuer quer durch Florida, bei dem die beiden nicht nur von düsteren Gestalten verfolgt werden, sondern auch ihre Freundschaft und ihre Nerven aufs Äußerste getestet werden.
Altbekannt, aber charmant
Natürlich, bei Drive-Away Dolls ist sofort die typische Coen-DNA spürbar. Die Mischung aus absurdem Humor, schrägen Figuren und einer Prise Krimi fühlt sich an wie ein Roadtrip durch bekanntes Terrain. Aber: Hier tritt die persönliche Note von Ethan Coen zutage, der dem Film trotz vertrauter Tropes einen ganz eigenen Stempel aufdrückt. Und das Herzstück? Ganz klar das wunderbare Zusammenspiel der beiden Hauptdarstellerinnen Margaret Qualley („The Substance“) und Geraldine Viswanathan („Cat Person“).
Ebenfalls überzeugen kann die Crime-Komödie mit chaotischen Gastauftritten von Stars wie „The Mandalorian“-Ikone Pedro Pascal, Matt Damon („The Instigators“), „Rustin“-Darsteller Colman Domingo und Beanie Feldstein („Booksmart“).
Auch wenn das Drehbuch nicht immer mit überraschenden Wendungen glänzt, schafft es der Film, durch seinen charmanten Mix aus schrägem Humor und leiser Melancholie zu punkten. Besonders Fans der früheren Coen-Filme werden sich hier gut aufgehoben fühlen – auch wenn der Film nicht ganz an Klassiker wie „The Big Lebowski“ heranreicht.
Kurzum: „Drive-Away Dolls“ ist kein filmisches Meisterwerk, aber eine charmante, leichtfüßige Komödie, die genau das Richtige für einen entspannten Filmabend ist – solange man die Erwartungen nicht zu hoch ansetzt. Ethan Coen beweist, dass er auch ohne Joel eine unterhaltsame Geschichte erzählen kann, wenn auch mit einigen Ecken und Kanten.